Bei der Abnahme einer Photovoltaikanlage auf einem Dach in München wurde ein ärgerliches Detail entdeckt: Deutliche Fußabdrücke auf der Glasfläche eines Moduls. Ein Vorfall, der auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann jedoch ernsthafte Folgen haben. In diesem Beitrag erklären wir, warum Photovoltaikmodule niemals betreten werden sollten und welche Risiken damit verbunden sind.
Lage und Konstruktion
Die von uns im Rahmen einer Abnahmebegehung untersuchte Photovoltaikanlage ist auf einem Mehrfamilienhaus nördlich von München installiert.
Die Solarmodule sind auf einem Pultdach mit einer Neigung von etwa 10° in Ostrichtung ausgerichtet. Bei der Dachdeckung handelt es sich um ein Trapezblechdach.
Auf dem Gebäude befinden sich 5 Teilanlagen mit je 30 kWp somit in Summe ca. 150 kWp. DIe Anlage ist als Volleinspeiseanlage konzipiert.
Gut und schlecht
Die Anlage ist sehr ordentlich montiert. Alle Punkte der Montageanweisung der Unterkonstruktion und der Module wurden beachtet.
Bei der Abnahme sind uns jedoch bei zwei Modulen deutliche Fußspuren auf der Glasfläche aufgefallen.
Nach Aussage des Errichters der Anlage, waren diese Spuren nach der montage noch nicht vorhanden. Der Zugang zum Dach ist zwar versperrt, aber es ist durchaus denkbar, dass sich hier Dritte zutritt zum Dach verschafft haben. Diese Spuren könnten also auch erst nach der Montage entstanden sein.
Feststellen ob die Module beschädigt sind, kann man nur mit der Elektrolumineszenzkamera. Leider ist das ein etwas aufwendigeres Verfahren und nicht mal schnell auf dem Dach durchzuführen.
Physische Beschädigungen der Module
Photovoltaikmodule bestehen aus empfindlichen Materialien, die speziell dafür entwickelt wurden, Sonnenlicht effizient in Strom umzuwandeln. Die Oberfläche der Module, meist aus gehärtetem Glas, kann zwar einiges aushalten, ist jedoch nicht darauf ausgelegt, das Gewicht eines Menschen zu tragen. Beim Betreten können mikroskopisch kleine Risse im Glas entstehen, die oft erst später zu größeren Problemen führen.
Diese Risse können die Haltbarkeit des Moduls erheblich beeinträchtigen. Feuchtigkeit kann in die Module eindringen und die elektrischen Verbindungen korrodieren. Die Folge: Ein Leistungsverlust oder sogar der Totalausfall des betroffenen Moduls. Besonders ärgerlich ist, dass solche Schäden oft nicht sofort sichtbar sind und erst nach Monaten oder Jahren spürbar werden.
Verlust der Garantie
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist der Garantieverlust. Viele Hersteller von Photovoltaikmodulen schließen Schäden, die durch unsachgemäße Handhabung entstehen, explizit von der Garantie aus. Wird festgestellt, dass Module betreten wurden, bleibt der Betreiber der Anlage auf den Reparaturkosten sitzen.
Wie kann das vermieden werden?
Für die Montage und Wartung von Photovoltaikanlagen gibt es spezielle Vorrichtungen und Techniken, die ein sicheres Arbeiten ohne direkten Kontakt mit den Modulen ermöglichen. Monteure sollten Leitern, Arbeitsbühnen oder spezielle Laufwege verwenden, um sich sicher auf dem Dach zu bewegen. Regelmäßige Schulungen für Monteure sind entscheidend, um solche Vorfälle zu vermeiden.
Elektrolumineszenz-Verfahren zur Schadenserkennung
Um Schäden an Photovoltaikmodulen effektiv zu erkennen, wird häufig das Elektrolumineszenz-Verfahren eingesetzt. Dabei wird ein elektrischer Strom durch die Solarzellen geleitet, wodurch diese Licht im nahen Infrarotbereich abstrahlen. Diese Strahlung ist für das menschliche Auge unsichtbar, kann jedoch mit speziellen Elektrolumineszenzkameras aufgenommen werden.
Defekte in den Modulen, wie Mikrorisse oder defekte Zellen, erscheinen auf den Aufnahmen als dunkle Bereiche, da sie entweder weniger oder kein Licht abstrahlen. Das Verfahren ist besonders präzise und eignet sich hervorragend, um Schäden aufzudecken, die mit bloßem Auge oder durch visuelle Inspektionen nicht erkannt werden können.
Fazit
Der Vorfall in München ist ein gutes Beispiel dafür, wie vermeintlich kleine Nachlässigkeiten große Auswirkungen haben können. Photovoltaikmodule sind technische Präzisionsprodukte, die mit Sorgfalt behandelt werden müssen. Das Betreten der Module kann zu irreparablen Schäden führen, die die Leistung und Lebensdauer der gesamten Anlage beeinträchtigen. Daher sollten sowohl Betreiber als auch Monteure auf sorgfältige Handhabung achten – im Interesse einer langlebigen und effizienten Photovoltaikanlage.