Lage und Konstruktion
Das Gebäude liegt im Nord-Westen Münchens.
Es handelt sich um ein historisches Wohn- und Geschäftshaus mit einem alten Dachstuhl und Biberschwanzdeckung.
Es handelt sich um ein Walmdach, das mit den langen Seiten nach Süd-Ost und Nord-West ausgerichtet ist.
Auf dem Dach soll eine neue dachparallele Aufdachanlage mit Glas-Glas-Modulen verbaut werden.
Gut und Schlecht
Der Auftraggeber der Dachanlage hatte mich kontaktiert, da bereits zu Beginn der Arbeiten sehr viel schief gelaufen ist. Er beauftragte Solar4 als Gutachter und Sachverständige zur baubegleitenden Qualitätssicherung.
Bei den Begehungen wurden unter anderem folgende Punkte festgestellt:
- Unterkonstruktion mit zu wenig Dachharken, die Abstände und Überstände waren viel zu groß. Die Unterkonstruktion war aufgrund des Alters des Daches nicht einfach, da die Dachsparen sehr hohe Durchbiegungen hatte.
- Modulklemmen nicht fachgerecht montiert
- DC-Kabel nicht ordentlich an der Unterkonstruktion befestigt.
- DC-Kabel gequetscht
- Erdungsleitungen nicht ausreichend dimensioniert und angeschlossen
Die Anlage war derart mangelhaft, dass der ausführenden Firma nichts anderes übrig blieb, als die Anlage wieder komplett zu demontieren und neu aufzubauen.
Die zweite Montagetruppe, die die Solarfirma schickte, ware dann deutlich fachkundiger als die erste Montagekolonne. Hier wurde dann im zweiten Versuch die Anlage überwiegend mangelfrei montiert.
Statik
Die Neumontage der PV-Anlage wurde mit Komponenten der Fa. SL-Rack durchgeführt. Es wurden zwei Reihen Module auf je 2 Modulschienen mit Dachharken an den Sparren befestigt.
Beim Nachrechnen der Konstruktion mit dem Auslegungstool der Fa. SL-Rack (siehe Screenshot) wurde dann festgestellt, dass die Befestigungspunkte im Mittel zu 130% ausgelastet sind. Statisch ist diese Konstruktion also gar nicht zulässig.
Da der Sparrenabstand nicht geändert werden kann, würde bei diesem Dach nur eine zusätzliche Schiene in der Mitte der Module in Frage kommen. Wie die ausführende Firma auf diese Mängelanzeige reagiert, ist noch nicht bekannt.
Wie geht es weiter?
Zum Stand Juli 2023 war dann zunächst der so genannte Solargenerator, also die Module inkl. Unterkonstruktion, auf dem Dach montiert. Die Montage von Wechselrichter, Batterie und AC-seitiger Verkabelung erfolgt erst in den nächsten Wochen.
Hier wird es dann noch juristisch interessant. Gemäß beauftragtem Angebot ist der Käufer verpflichtet den Kaufpreis zu zahlen, wenn die Solarmodule auf dem Dach montiert sind. Erst wenn die Zahlung erfolgt ist, wird die Anlage in Betrieb genommen. Es wäre also denkbar, dass nach der Montage jetzt eine Rechnung gestellt wird, obwohl weder Wechselrichter noch AC-seitiger Anschluss vorhanden ist. Eine Minderung der fehlenden Komponenten ist zwar möglich, aber leider gibt es hier auch viel Streitpotenzial.
Besser wäre hier eine Vereinbarung, dass zunächst nur 80% oder 90% gezahlt werden, und die restlichen Prozent erst nach mangelfreier Inbetriebnahme. Gerne unterstützen wir hier mit geeigneten Vertragsformulierungen.
Referenzen
Auf der Webseite der Solarfirma wird diese mit einer Google-Bewertung von 5 Sternen bei aktuell 394 Bewertungen beworben. Wenn man sich alle Bewertungen im Detail ansieht, folgen auf eine lange, detailliert 1-Sterne Bewertung in kürzester Zeit etliche kurze 5-Sterne Bewertungen. Eine davon sogar von dem Bauleiter der Firma.
Bei Google Bewertungen daher immer vor allem die schlechten Bewertungen ansehen.